Pallade Veneta - Verband warnt vor Pleitewelle bei Pflegeeinrichtungen und steigenden Kosten

Verband warnt vor Pleitewelle bei Pflegeeinrichtungen und steigenden Kosten


Verband warnt vor Pleitewelle bei Pflegeeinrichtungen und steigenden Kosten
Verband warnt vor Pleitewelle bei Pflegeeinrichtungen und steigenden Kosten / Foto: STEFANIE LOOS - AFP/Archiv

Angesichts des akuten Fachkräftemangels hat der Verband der privaten Pflegeeinrichtungen vor einer Pleitewelle mit weitreichenden Auswirkungen für Pflegebedürftige und ihre Familien gewarnt. Es bestehe "die große Gefahr eines Flächenbrandes" in der Branche, sagte der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstagsausgaben). Der Verband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen forderte die Arbeitgeber auf, Pflegekräfte besser zu bezahlen.

Textgröße ändern:

Meurer erklärte, es mehrten sich Berichte über Insolvenzen oder Schließungen bei Familienunternehmen wie größeren Betreibern. Es sei davon auszugehen, "dass das keine Einzelfälle mehr sind". Unter Berufung auf eine Befragung unter den Mitgliedsunternehmen seines Verbands sagte Meurer, fast 70 Prozent hätten dabei angegeben, Sorgen über ihre wirtschaftliche Existenz in naher Zukunft zu haben.

Bei einer Pleitewelle blieben "die Pflegebedürftigen und ihre Familien in großer Zahl auf der Strecke", sagte der Chef des Branchenverbands, dessen Mitgliedsunternehmen in Deutschland mehr als 13.000 Pflegeeinrichtungen betreiben. Der wesentliche Grund für die Entwicklung der Lage sei der Fachkräftemangel, durch den Heimplätze nicht belegt werden könnten.

Bei einer Belegung von unter 80 Prozent sei ein Pflegeheim heute "kaum noch wirtschaftlich betreibbar", erklärte Verbandschef Meurer weiter. Dabei sei der Arbeitsmarkt leergefegt. Darüber hinaus erschwerten bürokratische Hürden den Betreiber auch die Einstellung ausländischer Fachkräfte, fügte er hinzu.

Der Sprecher des Spitzenverbands der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen (GKV), Florian Lanz, verwies auf die Verantwortung der Betreiber. "Faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen und die ausreichende Anzahl an Ausbildungsplätzen liegen in der Hand der Heimbetreiber", sagte er am Montag der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. "Zu lange wurde auf Kosten der Pflegekräfte gespart, das rächt sich jetzt."

Auch die deutsche Krankenhausgesellschaft beklagte verwaltungstechnische Hürden bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte im Pflegebereich. "Die deutsche Bürokratie lähmt die Krankenhäuser", sagte dessen Präsident Gerald Saß der "Rheinischen Post" vom Montag. Die Behörden müssten schneller werden.

"Teilweise müssen Kliniken und Mitarbeiter Monate warten, bis es eine Arbeitserlaubnis gibt", sagte Saß. "Was nützen uns 500 neue Mitarbeiter, die der Bundesarbeitsminister in Brasilien anwirbt, wenn es dann 16 verschiedene Anerkennungsverfahren gibt, in denen kleinteilig die Abschlüsse geprüft werden?"

Unterdessen warnte der Branchenverband bpa auch vor drastisch steigenden Kosten für Heimbewohnerinnen und -bewohner. "Die Eigenanteile der Pflegebedürftigen werden deutlich spürbar weiter steigen", sagte Meurer der "Bild am Sonntag". Nach wissenschaftlichen Berechnungen sei in nächster Zeit eine Zunahme der Eigenanteile um etwa sieben Prozent pro Jahr zu erwarten. Ursachen seien ebenfalls Personalmangel, jedoch auch hohe Tarifabschlüsse sowie die Inflation.

Der Bundestag hatte am Freitag die von der Regierung vorgelegte Pflegereform in überarbeiteter Form beschlossen. Kritiker halten diese jedoch für unzureichend. Zwar stehen durch künftig höhere Beiträge mehr Mittel zur Verfügung, dies gleiche jedoch nicht einmal die inflationsbedingten Mehrkosten aus, lautet unter anderem die Kritik. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sprach von "Augenwischerei".

M.Jacobucci--PV

Empfohlen

Nach Einigung im Vermittlungsausschuss: Bundestag stimmt für Kassen-Sparpaket

Nach der Einigung im Vermittlungsausschuss hat der Bundestag dem von der Regierung auf den Weg gebrachten Sparpaket für die Krankenkassen grünes Licht gegeben. Das Parlament stimmte am Freitagvormittag mit den Stimmen von Union und SPD für einen Kompromiss zum Pflegekompetenzgesetz, an welches die strittigen Einsparungen bei der Klinikvergütung gekoppelt waren. Nun soll noch am Freitag abschließend im Bundesrat darüber abgestimmt werden.

USA wollen Cannabis nicht mehr wie Heroin einstufen

Cannabis soll in den USA als weniger gefährliche Substanz eingestuft werden. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete am Donnerstag in Washington ein Dekret, mit dem Cannabis nicht mehr Heroin, LSD oder Ecstasy gleichgestellt werden soll. Von Gefahrenstufe eins wird es auf drei herabgestuft, als Mittel mit moderatem bis schwachem Risiko.

Vermittlungsausschuss einigt sich auf Kompromiss zu Kassen-Sparpaket

Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat hat einen Kompromiss für das von der Regierung geplante Sparpaket für die Krankenkassen vereinbart. Wie der Bundesrat am Mittwochabend mitteilte, sollen dabei die Auswirkungen der geplanten Einsparungen bei der Klinikvergütung auf das Jahr 2026 begrenzt bleiben. Bundestag und Bundesrat sollen nun am Freitag abschließend über das Sparpaket in Höhe von zwei Milliarden Euro entscheiden. Es soll einen übermäßigen Anstieg der Beiträge für die Versicherten im kommenden Jahr verhindern.

Merz unzufrieden mit Ergebnissen von Kommission zur Pflegereform

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich unzufrieden mit der Bund-Länder-Gruppe zur Pflegeversicherung gezeigt - und eine adäquate Pflegereform für nächstes Jahr angekündigt. Das Gremium habe seine Arbeit "mit einem nicht befriedigenden Ergebnis" beendet, sagte Merz am Mittwoch im Bundestag. Er sei mit diesem "nicht einverstanden". Die Ergebnisse würden, "nicht ausreichen, um die Pflegeversicherung auf Dauer zukunftsfähig zu gestalten".

Textgröße ändern: