Pallade Veneta - Weitere Ausländer können den Gazastreifen verlassen - Israel setzt Angriffe fort

Weitere Ausländer können den Gazastreifen verlassen - Israel setzt Angriffe fort


Weitere Ausländer können den Gazastreifen verlassen - Israel setzt Angriffe fort
Weitere Ausländer können den Gazastreifen verlassen - Israel setzt Angriffe fort / Foto: SAID KHATIB - AFP

Am zweiten Tag in Folge haben Ausländer den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen können, während Israel das abgeriegelte Palästinensergebiet weiter bombardierte. In zwei Bussen seien zunächst "hundert Reisende mit ausländischer Staatsangehörigkeit" über den Grenzübergang nach Ägypten gelangt, sagte der palästinensische Grenzsprecher Wael Abu Mohsen am Donnerstag. Bis Ende des Tages sollten ägyptischen Angaben zufolge bis zu 400 Menschen mit ausländischem Pass sowie 60 Verletzte die Grenze passieren.

Textgröße ändern:

Auf der Liste der Ausreisenden standen hunderte US-Bürger sowie 50 Belgier und Menschen aus verschiedenen europäischen, arabischen, asiatischen und afrikanischen Ländern. Bei einem Treffen mit ausländischen Diplomaten kündigte der stellvertretende ägyptische Außenminister Ismail Chairat an, sein Land werde bei der Evakuierung helfen und insgesamt 7000 Ausländer mit mehr als 60 Staatsbürgerschaften aus den umkämpften Küstenstreifen herausholen. Weitere Details oder einen Zeitplan nannte er nicht.

Am Mittwoch war der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten erstmals seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas für Ausreisende und Verletzte geöffnet worden. 361 Ausländer und 46 Verletzte konnten laut den ägyptischen Behörden das umkämpfte Gebiet verlassen, darunter mehrere Deutsche. Zuvor durften nur Hilfskonvois die einzige nicht von Israel kontrollierte Grenze zum Gazastreifen passieren.

Unterdessen setzte Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen aus der Luft und am Boden fort. Dabei wurden Angaben des israelischen Militärs zufolge "dutzende" feindliche Kämpfer getötet. Die Soldaten seien weiter in die Region von Gaza-Stadt vorgedrungen und hätten sich dort "direkte Gefechte mit Hamas-Terroristen" geliefert, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die Soldaten hätten "die Terroristen mit Hilfe von Artilleriefeuer und Panzern" bekämpft, auch ein Hubschrauber und ein Marineboot seien im Einsatz gewesen.

Bei wiederholten israelischen Angriffen auf das Flüchtlingslager Dschabalia im Norden von Gaza-Stadt wurden nach nicht zu überprüfenden Angaben der Hamas innerhalb von zwei Tagen 195 Menschen getötet. Bei den Bombardierungen am Dienstag und Mittwoch seien zudem 777 Menschen verletzt worden, 120 befänden sich noch unter den Trümmern. Unter den Toten sollen sich laut der Hamas auch sieben der mutmaßlich insgesamt 242 Geiseln befinden, welche die Islamisten seit ihrem Großangriff auf Israel im Gazastreifen in ihrer Gewalt haben.

Aufnahmen der Nachrichtenagentur AFP nach den Angriffen des Flüchtlingslagers zeigten die große Zerstörung. Die Angaben zur Zahl der Toten und Verletzten konnten aber zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.

Israel hatte den ersten Angriff auf das Flüchtlingslager mit dem darunterliegenden Tunnelsystem der Hamas begründet. Nach israelischen Angaben wurden bei den Bombardierungen der führende Hamas-Vertreter Ibrahim Biari und einer der Drahtzieher des Großangriffs sowie zahlreiche weitere Kämpfer der radikalislamischen Palästinenserorganisation getötet.

Rettungshelfern zufolge starben bei den Angriffen auf das Flüchtlingslager "ganze Familien". Die Vereinten Nationen erklärten angesichts der hohen Zahl von Opfern und dem großen Ausmaß der Zerstörung ihre "ernsthaften Bedenken, dass es sich um unverhältnismäßige Angriffe" handeln könnte. Im Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, schrieb das Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte, es könnte sich um "Kriegsverbrechen" handeln.

Israels massive Angriffe auf den Gazastreifen sind eine Reaktion auf den Großangriff der dort herrschenden radikalislamischen Hamas am 7.Oktober, bei dem israelischen Angaben zufolge 1400 Menschen in Israel brutal getötet und mehr als 240 als Geiseln verschleppt wurden, die meisten von ihnen Zivilisten, darunter auch viele Frauen und Kinder.

Seither nahm die israelische Armee den Gazastreifen unter Dauerbeschuss und startete zudem Angriffe vom Boden aus. Mehr als eine Million Palästinenser wurden aufgefordert, sich im Süden des Küstenstreifens in Sicherheit zu bringen. Durch die israelischen Angriffe wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben der Hamas bisher mehr als 9000 Palästinenser getötet.

Auch im von Israel besetzten Westjordanland wurden erneut Tote gemeldet. Wie das palästinensische Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte, wurden drei Palästinenser bei Razzien der israelischen Armee in El-Bireh und Kalkilja getötet. Zudem starb nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom ein Israeli, nachdem sein Auto nahe der Siedlung Einav von palästinensischen Angreifern beschossen worden war.

J.Lubrano--PV

Empfohlen

Vermittlungsausschuss einigt sich auf Kompromiss zu Kassen-Sparpaket

Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat hat einen Kompromiss für das von der Regierung geplante Sparpaket für die Krankenkassen vereinbart. Wie der Bundesrat am Mittwochabend mitteilte, sollen dabei die Auswirkungen der geplanten Einsparungen bei der Klinikvergütung auf das Jahr 2026 begrenzt bleiben. Bundestag und Bundesrat sollen nun am Freitag abschließend über das Sparpaket in Höhe von zwei Milliarden Euro entscheiden. Es soll einen übermäßigen Anstieg der Beiträge für die Versicherten im kommenden Jahr verhindern.

Merz unzufrieden mit Ergebnissen von Kommission zur Pflegereform

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich unzufrieden mit der Bund-Länder-Gruppe zur Pflegeversicherung gezeigt - und eine adäquate Pflegereform für nächstes Jahr angekündigt. Das Gremium habe seine Arbeit "mit einem nicht befriedigenden Ergebnis" beendet, sagte Merz am Mittwoch im Bundestag. Er sei mit diesem "nicht einverstanden". Die Ergebnisse würden, "nicht ausreichen, um die Pflegeversicherung auf Dauer zukunftsfähig zu gestalten".

Drei Tote bei Feuer in Krankenhaus: Psychiatrie für Brandstifter in Hamburg

Nach einem Feuer in einem Krankenhaus in Hamburg mit drei Toten ist der verantwortliche Brandstifter in eine Psychiatrie eingewiesen worden. Das Landgericht der Hansestadt sah es nach Angaben einer Sprecherin am Mittwoch als erwiesen an, dass der 73-Jährige krankheitsbedingt nicht schuldfähig war. Rechtlich ging es von Brandstiftung mit Todesfolge in Tateinheit mit Mord aus.

Warken erwartet Zustimmung zu Kassen-Sparpaket - Kompromiss mit Ländern

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sieht keine Hindernisse mehr für das Krankenkassen-Sparpaket, das die Beiträge im kommenden Jahr stabilisieren soll. In den Gesprächen zwischen Bund und Ländern über die letzten Streitfragen seien "gute Lösungen" gefunden worden, sagte Warken am Mittwoch im ARD-"Morgenmagazin". Sie haben dem Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat für die Sitzung am Mittwochabend einen entsprechenden Vorschlag zugeleitet und sei nun "sehr zuversichtlich, dass wir das Sparpaket schnüren können".

Textgröße ändern: