Pallade Veneta - Bundesrat billigt Online-Portal zu Stärken und Schwächen von Kliniken

Bundesrat billigt Online-Portal zu Stärken und Schwächen von Kliniken


Bundesrat billigt Online-Portal zu Stärken und Schwächen von Kliniken
Bundesrat billigt Online-Portal zu Stärken und Schwächen von Kliniken / Foto: Ina FASSBENDER - AFP/Archiv

Die Bürgerinnen und Bürger können sich künftig mithilfe eines Online-Portals über die Qualität der Kliniken hierzulande informieren: Der Bundesrat billigte in seiner Sitzung am Freitag ein entsprechendes Gesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die Länderkammer hatte das Krankenhaus-Transparenzgesetz in einer ersten Abstimmung ausgebremst und den Vermittlungsausschuss angerufen. Ende Februar wurde dort eine Einigung erzielt, welche das lange umstrittene Gesetz bestätigte, und zwar ohne Änderungen.

Textgröße ändern:

Lauterbach will damit für mehr Transparenz sorgen: Patientinnen und Patienten sollen sich künftig online über die medizinischen Stärken und Schwächen jeder einzelnen rund 1700 deutschen Klinik informieren können. Ein entsprechendes Portal soll ab Mai an den Start gehen.

Abrufbar sollen Informationen dazu sein, welche Einrichtungen welche Eingriffe anbieten, wie oft diese dort vorgenommen werden und wie viele Ärzte und Pflegekräfte vor Ort sind. Ebenfalls veröffentlicht werden sollen Komplikationsraten - Daten dazu, wo eine Operation wie oft schief geht und was genau passiert ist.

Lauterbach selbst warb im Bundesrat noch einmal für sein Vorhaben. Die deutschen Krankenhäuser seien "massiv überbürokratisiert" und wiesen Qualitätsdefizite auf, betonte er. Ein Drittel der Krebspatienten hierzulande werde beispielsweise nicht in Kliniken behandelt, in denen sie eine optimale Behandlung bekommen würden.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) beschrieb das Gesetz als eine "im Prinzip sehr gute Sache". Die Bundesregierung sei zudem nach der Anrufung des Vermittlungsausschusses auf Forderungen der Länder eingegangen, habe unter anderem eine schnellere Entlastung der Länder zugesagt.

Scharfe Kritik äußerte hingegen Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU): Das Gesetz sei unverändert aus dem Vermittlungsausschuss gekommen, damit sei "eine Chance vertan" worden. An der Haltung Bayerns habe sich deshalb nichts geändert: "Wir lehnen das Gesetz in der vorgelegten Form weiterhin ab."

Der Gesetzentwurf Lauterbachs war bereits im September vom Bundeskabinett und im Oktober vom Bundestag beschlossen worden - Ende November wurde es allerdings vom Bundesrat zunächst ausgebremst. Die Bundesländer hatten unter anderem bürokratische Mehrbelastungen und einen übermäßigen Eingriff des Bundes in Landeskompetenzen kritisiert.

Der Bundesgesundheitsminister drängte hingegen auf die Verabschiedung und warnte im Falle einer Blockade vor Klinikinsolvenzen. Denn an das Gesetz sind Bundeshilfen für die Krankenhäuser in Höhe von sechs Milliarden Euro für das laufende Jahr gebunden.

Das Krankenhaustransparenzgesetz ist eines von mehreren Gesetzen, mit denen Lauterbach das Krankenhaussystem grundlegend verändern will. Kernstück der Reform ist ein neues Vergütungssystem, das die Kliniken von dem ökonomischen Druck befreien soll, immer mehr Patienten zu behandeln. Details zu einem ersten Gesetzesentwurfs dazu wurden erst kürzlich bekannt.

Lauterbach erhofft sich zudem eine stärkere medizinische Spezialisierung: Vor allem die kleineren Krankenhäuser sollen künftig weniger Leistungen anbieten und sich auf jene Eingriffe beschränken, die sie gut beherrschen. Der Bundesgesundheitsminister hatte immer wieder auf große Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Häusern verwiesen.

A.Fallone--PV

Empfohlen

Zukunftspakt Pflege: Kritik von Kassen und AWO - Arbeitgeber zuversichtlich

Der Arbeitgeberverband Pflege hat die Ergebnisse der Bund-Länder-Gruppe zur Reform der Pflegeversicherung als "Lichtblicke" begrüßt - Krankenkassen und Arbeiterwohlfahrt (AWO) hingegen beklagen fehlende konkrete Vorschläge. Der Arbeitgeberverband lobte am Donnerstag unter anderem den Vorschlag des "Zukunftspakts Pflege", beim Personaleinsatz mehr Flexibilität walten zu lassen und etwa starre Personalschlüssel abzuschaffen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Außerdem sei es "überfällig" gewesen, die Altenpflege für mehr Innovationen zu öffnen.

Drei Wochen früher als in den Vorjahren: Grippewelle hat begonnen

In Deutschland hat die Grippewelle begonnen - und zwar zwei bis drei Wochen früher als in den Vorjahren. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Robert-Koch-Institut hervor. In Patientenproben seien in der letzten Novemberwoche so häufig Influenza-A- und -B-Viren nachgewiesen worden, dass die Definition für den Beginn der Grippewelle erfüllt war.

EU-Einigung: Arznei-Beipackzettel künftig auch per QR-Code

Beipackzettel für Medikamente sollen in der EU künftig auch digital verfügbar sein. Vertreter aus dem Europaparlament und dem Rat der 27 EU-Länder einigten sich am frühen Donnerstagmorgen darauf, dass Hersteller die Hinweise zur Anwendung und zu Nebenwirkungen in Zukunft etwa über einen QR-Code auf der Packung hinterlegen müssen. Den Beipackzettel auf Papier soll es erst einmal weiter geben.

Merz erwartet Zustimmung des Bundesrats zu Krankenkassen-Sparpaket

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) rechnet damit, dass die Bundesländer ihren Widerstand gegen das Sparpaket für die Krankenkassen aufgeben - und damit eine noch stärkere Erhöhung der Beiträge für die Versicherten abwenden. Zwischen den Bundesländern gebe es "offensichtlich eine Verständigung" darüber, den Sparmaßnahmen am Freitag kommender Woche im Bundesrat doch noch zuzustimmen, sagte Merz am Donnerstag in Berlin.

Textgröße ändern: