Pallade Veneta - Russland geht mit zunehmender Härte gegen ukrainische Großstädte vor

Russland geht mit zunehmender Härte gegen ukrainische Großstädte vor


Russland geht mit zunehmender Härte gegen ukrainische Großstädte vor
Russland geht mit zunehmender Härte gegen ukrainische Großstädte vor

Eine Woche nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine geht Russland mit immer größerer Härte gegen die Großstädte des Landes vor. Nach der Einnahme der Hafenstadt Cherson attackierten die russischen Streitkräfte am Donnerstag unter anderem die Städte Tschernihiw und Mariupol. Kreml-Chef Wladimir Putin erklärte, die "besondere Militäroperation" in der Ukraine verlaufe "streng nach Plan". Kiew und Moskau einigten sich derweil auf die Schaffung humanitärer Korridore.

Textgröße ändern:

Von der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus rückten russische Panzer-Kolonnen am Donnerstag weiter in die südukrainische Region Cherson vor. Die gleichnamige Regionalhauptstadt war am Vortag von Russland erobert worden.

Im 120 Kilometer entfernten Tschernihiw griffen russische Soldaten nach ukrainischen Behördenangaben am Donnerstag Wohngebiete an. Den Rettungsdiensten zufolge wurden dabei zwei Schulen sowie ein Wohnhochhaus getroffen, 33 Menschen wurden getötet.

Dramatisch war die Lage auch in der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol. Deren Bürgermeister Wadym Boitschenko warf Russland im Messengerdienst Telegram vor, Mariupol belagern zu wollen - und dabei die Blockade Leningrads - des heutigen St. Petersburg - durch die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg als Vorbild zu nehmen.

Unter anderem habe die russische Armee Brücken und Züge zerstört, "um uns daran zu hindern, unsere Frauen, Kinder und alten Menschen herauszubringen", erklärte Boitschenko. Mariupol mit seinen mehr als 400.000 Einwohnern ist derzeit sowohl von der Strom- als auch von der Wasserversorgung abgeschnitten.

Während einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates sagte Putin am Donnerstagabend, der Vormarsch in der Ukraine verlaufe wie geplant. Russland befinde sich "im Krieg mit Neonazis". Er werde "niemals" seine "Überzeugung aufgeben, dass Russen und Ukrainer ein Volk sind".

Putin kündigte finanzielle Entschädigungen für die Familien von in der Ukraine getöteten oder verletzten russischen Soldaten an. Moskau hatte erstmals am Mittwoch Angaben zu den eigenen Verlusten in dem Krieg gemacht. Demnach wurden bislang 498 russische Soldaten getötet und fast 1600 weitere verletzt. Die Ukraine spricht dagegen von tausenden getöteten russischen Soldaten.

Eine zweite Verhandlungsrunde zwischen Vertretern Kiews und Moskaus an der Grenze zwischen Polen und Belarus endete am Donnerstag nach wenigen Stunden. "Leider gibt es noch nicht die von der Ukraine benötigten Ergebnisse", schrieb der ukrainische Unterhändler Mychailo Podoljak anschließend auf Twitter. Beide Seiten hätten sich lediglich auf die Schaffung humanitärer Korridore verständigt, um Zivilisten aus Kriegsgebieten herausholen zu können. Wie genau die Ausreise von Zivilisten über die Korridore ablaufen soll, war zunächst unklar.

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj appellierte erneut an den Westen, weitere Waffen an sein Land zu liefern, darunter auch Kampfjets. Die Europäer warnte er vor weiteren Plänen Putins: "Wenn wir nicht mehr sind, Gott bewahre, dann werden Lettland, Litauen und Estland die nächsten sein." Bedroht seien alle Länder "bis hin zur Berliner Mauer, glauben Sie mir".

Wegen des Kriegs in der Ukraine befinden sich nach UN-Angaben bereits mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat nach Angaben seines Chefermittlers Karim Khan Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in der Ukraine aufgenommen. Die USA und Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International werfen Russland den Einsatz von international geächteten Streubomben in dem Konflikt vor.

B.Cretella--PV

Empfohlen

Europäische Ukraine-Unterstützer gegen Aufhebung von Russland-Sanktionen

Europäische Unterstützer der Ukraine haben sich bei einem Treffen in Paris gegen eine Aufhebung der gegen Russland verhängten Sanktionen ausgesprochen. Das Stoppen von Sanktionen im jetzigen Moment wäre "ein schwerer Fehler", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag. Der gastgebende französische Präsident Emmanuel Macron kündigte die Entsendung einer französisch-britischen Mission in die Ukraine an.

Urteil: Zu Unrecht bezogenes Bafög wegen Behördenfehlers nur halb zurückzahlen

Die Mutter einer Studentin aus Dresden muss nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts weniger zu Unrecht bezogenes Bafög zurückzahlen als ursprünglich gefordert. Zwar gab sie in dem Antrag auf Ausbildungsförderung einen Teil ihres Einkommens nicht an, wie das Gericht am Donnerstag in Leipzig ausführte. Aber das Förderungsamt hätte demnach selbst nachforschen müssen und trage auch einen Teil der Schuld. (Az. 5 C 8.23)

Trumps Kahlschlag: US-Gesundheitsministerium streicht weitere 10.000 Stellen

Im Zuge des von US-Präsident Donald Trump betriebenen Kahlschlags in den Bundesbehörden werden im Gesundheitsministerium weitere rund 10.000 Stellen gestrichen. Dadurch sollen jährlich 1,8 Milliarden Dollar (1,67 Milliarden Euro) eingespart werden, wie das Ministerium am Donnerstag mitteilte. Der Stellenabbau geschehe im Rahmen einer "dramatischen Restrukturierung", durch die das Ressort "effizienter" aufgestellt werden solle.

Türkei verhängt Sendeverbot für Oppositionskanal - BBC-Journalist ausgewiesen

Mehr als eine Woche nach der Festnahme des beliebten Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu geht die Türkei mit zunehmender Härte gegen Medien vor, die über die dadurch ausgelösten Massenproteste in dem Land berichten. Die staatliche Rundfunkaufsicht RTÜK verhängte am Donnerstag ein Sendeverbot gegen den oppositionellen Fernsehsender Sözcü TV. Der britische Sender BBC gab die Ausweisung eines Korrespondenten bekannt. Mehrere am Montag in Istanbul und Izmir festgenommene türkische Journalisten wurden indes wieder freigelassen.

Textgröße ändern: