Pallade Veneta - Union und SPD wollen bei EU-Fragen engere Abstimmung mit Frankreich und Polen

Union und SPD wollen bei EU-Fragen engere Abstimmung mit Frankreich und Polen


Union und SPD wollen bei EU-Fragen engere Abstimmung mit Frankreich und Polen
Union und SPD wollen bei EU-Fragen engere Abstimmung mit Frankreich und Polen / Foto: Aris Oikonomou - AFP

Die voraussichtlichen Koalitionspartner Union und SPD planen bei der Vorbereitung von EU-Entscheidungen eine stärkere Zusammenarbeit mit Frankreich und Polen. Im sogenannten Weimarer Dreieck mit den beiden Partnerländern werde Deutschland eine "enge Abstimmung zu allen relevanten Fragen der Europapolitik suchen", heißt es im am Freitag bekannt gewordenen Beitrag der Arbeitsgruppe Europa für die Koalitionsverhandlungen. Ziel sei es, "im Dienst der ganzen EU geeinter zu handeln".

Textgröße ändern:

Das Weimarer Dreieck wurde 1991 von den damaligen Außenministern Deutschlands, Frankreichs und Polens ins Leben gerufen. Ziel war schon damals, die europäische Integration voranzubringen. Unter der Regierung der rechtsnationalistischen PiS-Partei in Polen von 2015 bis 2023 galt die Zusammenarbeit aber wegen weit auseinanderliegender europapolitischer Positionen und dem Streit um Einschränkungen der Rechtsstaatlichkeit durch Warschau als schwierig.

Union und SPD wollen nun wieder verstärkt auf das Format setzen. Sie planen aber auch, es für andere Länder zu öffnen. In einem Format "Weimar plus" sollten "auch weitere enge Partner einbezogen werden", heißt es in dem Papier der Europa-Arbeitsgruppe weiter.

Mit Blick auf Rechtsstaatsverstöße in EU-Ländern sprechen sich Union und SPD für eine stärkere Ahndung aus. "Dafür müssen bestehende Schutzinstrumente, von Vertragsverletzungsverfahren über die Zurückhaltung von EU-Geldern bis hin zur Suspendierung von Rechten der Mitgliedschaft wie z.B. Stimmrechte im Rat der EU, deutlich konsequenter als bisher angewendet werden", heißt es. Ziel soll es zudem sein, die bisherigen Möglichkeiten "hin zu einem umfassenderen Sanktionsinstrument bei Verstößen gegen die Grundwerte der EU" weiterzuentwickeln.

Mit Blick auf die EU-Finanzen wollen die voraussichtlichen Koalitionspartner an der Position festhalten, dass "Deutschland weiterhin nicht für Verbindlichkeiten anderer Mitgliedstaaten" haftet. "Finanzierungen außerhalb des EU-Haushalts müssen die Ausnahme bleiben", heißt es in dem Arbeitsgruppen-Papier. Gefordert wird darin auch, bei der Vereinbarung des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens der EU einen "Rückzahlungsplan" für den in der Corona-Pandemie aufgelegten Wiederaufbauplan zu vereinbaren.

Die EU-Kommission wurde damals ermächtigt, bis zu 750 Milliarden Euro an Schulden aufzunehmen und in Form von Zuschüssen und Krediten an die Mitgliedstaaten weiterzugeben. Mit den Geldern sollten die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abgefedert werden. Für die Kredite haften die Mitgliedstaaten gemäß ihrem Anteil am EU-Haushalt. Deutschlands Zustimmung zur Vergemeinschaftung von Schulden auf EU-Ebene war ein bis dahin einmaliger Schritt.

Schließlich drängen Union und SPD auch auf eine verstärkte Nutzung von Mehrheitsentscheidungen auf EU-Ebene. Bei bestimmten Fragen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik wie Sanktionsentscheidungen will sich die künftige Bundesregierung "für eine Ausweitung qualifizierter Mehrheitsentscheidungen im Rat der EU" einsetzen. Auch bei Treffen der Staats- und Regierungschefs dürfe das geltende Konsensprinzip "nicht zur Entscheidungsbremse werden".

Uneins sind Union und SPD dem Papier zufolge noch bei der Frage, wie in der Koalitionsregierung bei der Beteiligung von Ressorts unterschiedlicher Parteien eine einheitliche Haltung Deutschlands gewährleistet werden soll. Die Union schlägt vor, dass das Kanzleramt "bei ausgewählten EU-Vorhaben von herausgehobener politischer Bedeutung die Koordination von Beginn an" an sich ziehen kann. Die SPD setzt auf eine Verbesserung der Ressortabstimmung. In der Vergangenheit haben abweichende Positionierungen unterschiedlicher Ministerium dazu geführt, dass sich Deutschland bei EU-Abstimmungen enthalten musste.

A.Fallone--PV

Empfohlen

Wadephul reist nach Rom: Gespräche zu Nutzung russischen Vermögens und Mercosur

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) reist am Montagnachmittag nach Italien. Bei den Gesprächen in Rom werde es insbesondere um die Nutzung des in Europa eingefrorenen Vermögens der Russischen Zentralbank zur Unterstützung der Ukraine gehen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Freitag in Berlin. Dies sei "mit Sicherheit eines der Themen, das am dringlichsten ist".

Steinmeier empfängt Selenskyj offiziell in Berlin

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Montag offiziell in Berlin empfangen. Vor seinem Amtssitz Schloss Bellevue begrüßte Steinmeier am Mittag den Gast aus Kiew mit Handschlag und Umarmung. Im Anschluss trug sich Selenskyj ins Gästebuch des Bundespräsidenten ein, danach zogen sich die beiden Staatsoberhäupter zu einem vertraulichen Gespräch zurück. Nach dem Termin in Schloss Bellevue sollte Selenskyj von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und schließlich von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) empfangen werden.

Ukraine-Gespräche in Berlin: Weiter Druck auf Kiew zur Aufgabe des Donbass

Bei den Ukraine-Gesprächen in Berlin ist die Abgabe der wichtigen Region Donbass an Russland offenbar weiter auf dem Tisch. Die US-Unterhändler beharrten darauf, Kiew werde dem aber nicht entsprechen, teilte ein hochrangiger Vertreter mit, der über die Gespräche zur Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine informiert wurde. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj setzte seine Gespräche mit den US-Vertretern am Montag fort. Unterdessen diskutierten die EU-Länder weiter über die Nutzung der in Europa eingefrorenen russischen Vermögen.

Bundesregierung hofft auf Fortschritt in Ukraine-Diplomatie - Erwartungen an USA

Die Bundesregierung erhofft sich von den Berliner Ukraine-Gesprächen Fortschritte hin zu einer Waffenstillstands-Vereinbarung. Aktuell sei es so, "dass die Bemühungen um einen Waffenstillstand in großen Pendelschlägen sich bewegen", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Montag in Berlin. Ziel der laufenden Gespräche sei es, "diese Ausschläge zu reduzieren und vielleicht einen Korridor zu finden, auf den man sich einigen kann und auf dem ernsthafte Verhandlungen vor allem mit dem Aggressor, mit Russland stattfinden können".

Textgröße ändern: