Pallade Veneta - Selenskyj bei Merz in Berlin - Hilfe für Ukraine im Mittelpunkt des Gesprächs

Selenskyj bei Merz in Berlin - Hilfe für Ukraine im Mittelpunkt des Gesprächs


Selenskyj bei Merz in Berlin - Hilfe für Ukraine im Mittelpunkt des Gesprächs
Selenskyj bei Merz in Berlin - Hilfe für Ukraine im Mittelpunkt des Gesprächs / Foto: Tobias SCHWARZ - AFP

Nach dem Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Kiew vor zweieinhalb Wochen ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch in Berlin zu Gast, wo er mit dem Kanzler über Wege zu einem möglichen Waffenstillstand mit Russland berät. Merz empfing seinen Gast am Mittag mit militärischen Ehren, anschließend zogen sich die beiden Politiker zu einem Gespräch im Kanzleramt zurück. Am Nachmittag wird Selenskyj von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen. Der Besuch findet inmitten einer durch Merz neu angefachten Debatte über die mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern durch Deutschland an Kiew statt.

Textgröße ändern:

Auf der Tagesordnung des Gesprächs zwischen Merz und Selenskyj stehen nach Angaben der Bundesregierung vor allem die deutsche Unterstützung für Kiew und ein möglicher Waffenstillstand mit Russland. Zu den Ergebnissen der Unterredung wollen sich Selenskyj und Merz um 13.30 Uhr vor der Presse äußern.

Merz hatte am Montag mit der Aussage, es gebe "keinerlei Reichweitenbeschränkungen mehr" für an die Ukraine gelieferte Waffen, die Diskussion um eine mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern neu entfacht, die über 500 Kilometer weit fliegen können. Merz verwies dabei auf entsprechende Absprachen mit europäischen Verbündeten und den USA. Merz hatte sich vor seinem Amtsantritt als Kanzler klar für eine Taurus-Lieferung an die Ukraine ausgesprochen.

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter forderte im Vorfeld des Selenskyj-Besuches die Bundesregierung auf, den Fokus auf weitreichende Waffensysteme für die Ukraine zu legen. Es sei nun "allerhöchste Zeit, endlich an Taurus auszubilden und das System zu liefern", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Die Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung im Europaparlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), begrüßte Merz' Reichweiten-Entscheidung als "überfällig".

Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) sagte im ZDF-"Morgenmagazin", Deutschland unterstütze die Ukraine "mit allem, was sie braucht und das, was sie erhält, kann sie auch entsprechend einsetzen". Zu konkreten Waffensystemen wie Taurus äußerte sich Spahn auf Nachfrage nicht. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Hoffmann, hielt sich zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine zurück. "Ich halte nichts davon, dass wir diese strategischen Diskussionen in der Öffentlichkeit führen", sagte er den Sendern RTL und ntv.

Auch Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) kritisierte die öffentliche Taurus-Diskussion. "Bedauerlicherweise wird das öffentlich debattiert", sagte er dem Sender Welt TV. Die Bundesregierung hatte Mitte des Monats angekündigt, künftig deutlich weniger detailliert über deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine berichten zu wollen. Es sei der Wunsch von Merz, "weniger über einzelne Waffensysteme zu diskutieren".

Der Kanzler hatte Mitte Mai auch angekündigt, die Bundeswehr "konventionell zur stärksten Armee Europas" machen zu wollen. Mit Blick auf Moskau betonte er: "Wer ernsthaft glaubt, Russland gäbe sich mit einem Sieg über die Ukraine oder mit der Annexion von Teilen des Landes zufrieden, der irrt."

Diese Aufrüstungspläne wurden am Mittwoch vom russischen Außenminister Sergej Lawrow kritisiert. Merz' Aussagen seien "sehr besorgniserregend", sagte er vor Journalisten in Moskau. Im vergangenen Jahrhundert sei Deutschland bereits zwei Mal die führende Militärmacht in Europa gewesen, erklärte Lawrow mit Verweis auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Dies habe viel Unglück mit sich gebracht.

Moskau sieht sich steigendem Druck der europäischen Alliierten ausgesetzt, endlich ernsthafte Verhandlungen mit Kiew über eine Waffenruhe zu beginnen. Auch US-Präsident Donald Trump, der Kreml-Chef Wladimir Putin zunächst wohlwollend gegenüberstand, verliert offensichtlich die Geduld: Putin "spielt mit dem Feuer", schrieb Trump am Dienstag auf seiner Onlineplattform Truth Social.

"Putin versteht nicht, dass ohne mich bereits viele wirklich schlimme Dinge mit Russland passiert wären", erklärte Trump. Und er meine "wirklich schlimme" Dinge, fügte Trump in Großbuchstaben hinzu. Ob Trump die US-Sanktionen gegen Russland verschärfen will oder andere Mittel erwägt, blieb unklar.

Als demonstratives Zeichen der Solidarität hatten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die Regierungschefs von Großbritannien und Polen, Keir Starmer und Donald Tusk, am 10. Mai gemeinsam Kiew besucht. Zusammen mit Selenskyj hatten sie Russland dort zu einer bedingungslosen, 30-tägigen Waffenruhe aufgefordert. Die westlichen Verbündeten Kiews drohten andernfalls mit neuen Sanktionen. Trotz des massiven Drucks lenkte Moskau nicht ein.

J.Lubrano--PV

Empfohlen

CDU will Rentenkommission freie Hand geben - Weise für Ko-Vorsitz nominiert

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will der Rentenkommission völlig freie Hand bei der Ausarbeitung einer langfristigen Rentenreform lassen. Es halte es für "extrem wichtig, dass diese Kommission ohne Denkverbote rangeht, sondern völlig frei ist in dem, was sie macht", sagte Linnemann am Montag in Berlin. In diesem Zusammenhang stellte der CDU-Generalsekretär klar, dass er der Kommission mit seinen eigenen Überlegungen zu einer längeren Lebensarbeitszeit keine Vorgaben machen wollte.

Selenskyj besucht Bundestag - Empfang bei Klöckner

Im Rahmen seiner Berlin-Visite hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag den Bundestag besucht. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) empfing den Gast aus Kiew am Nachmittag zu einem Gespräch im Reichstagsgebäude, bei dem es nach Angaben ihres Büros unter anderem um das Thema von Neuwahlen in der Ukraine gehen solle - der Präsident hatte sich unter bestimmten Bedingungen dafür offen gezeigt. Eine Rede Selenskyjs vor den Abgeordneten im Plenum war nicht geplant.

Wahlkommission in Thailand kündigt Neuwahlen für Februar an

Inmitten des wiederaufgeflammten Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Kambodscha hat Thailand für Februar Neuwahlen angekündigt. Am 8. Februar 2026 sollen die Mitglieder des Parlaments neu gewählt werden, erklärte die thailändische Wahlkommission am Montag. Die Parteien seien nun aufgerufen, bis Ende des Jahres ihre Kandidaten für das Amt des Regierungschefs zu benennen.

Wadephul reist nach Rom: Gespräche zu Nutzung russischen Vermögens und Mercosur

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) reist am Montagnachmittag nach Italien. Bei den Gesprächen in Rom werde es insbesondere um die Nutzung des in Europa eingefrorenen Vermögens der Russischen Zentralbank zur Unterstützung der Ukraine gehen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Freitag in Berlin. Dies sei "mit Sicherheit eines der Themen, das am dringlichsten ist".

Textgröße ändern: