Pallade Veneta - Grüne und Linke kritisieren geplante Bürgergeld-Streichung für Jobverweigerer

Grüne und Linke kritisieren geplante Bürgergeld-Streichung für Jobverweigerer


Grüne und Linke kritisieren geplante Bürgergeld-Streichung für Jobverweigerer
Grüne und Linke kritisieren geplante Bürgergeld-Streichung für Jobverweigerer / Foto: PATRIK STOLLARZ - AFP

Die von der schwarz-roten Koalition geplante Komplett-Streichung des Bürgergelds für Jobverweigerer ist bei Grünen und Linken auf scharfe Kritik gestoßen. Grünen-Chef Felix Banaszak warf der Bundesregierung am Donnerstag eine Politik "sozialer Kälte" vor. Linken-Chefin Ines Schwerdtner sprach von "Sündenbock-Politik". Harsche Kritik an den Plänen der Regierung kam auch von der Arbeiterwohlfahrt und vom Kinderhilfswerk.

Textgröße ändern:

Die Spitzen von Union und SPD hatten sich beim Koalitionsgipfel in der Nacht auf Donnerstag unter anderem auf schärfere Sanktionen beim Arbeitslosengeld geeinigt. Beim bisherigen Bürgergeld sollen die Leistungen nach dem dritten versäumten Termin im Jobcenter vollständig gestrichen werden, wie Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte. Beim zweiten versäumten Termin werde es eine sofortige Kürzung von 30 Prozent geben.

Grünen-Chef Banaszak warf der Regierung daraufhin "Realitätsverlust" vor. "Was hier vorgelegt wurde, ist wirklich harter Tobak", sagte Banaszak den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. "Dieser Vorschlag ist keine Reform – er ist ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die ohnehin schon jeden Tag kämpfen. Wer Menschen drohe, jede Unterstützung zu entziehen, weil sie Termine verpassten, habe "jedes Gefühl für Realität verloren".

Banaszak betonte, ein System, das Menschen unter Druck setze, statt ihnen zu helfen, zerstöre Vertrauen. "Das ist keine Grundsicherung, das ist Grundmisstrauen", sagte er. Dieses Konzept mache "den Sozialstaat härter, aber nicht gerechter". Er finde es "verstörend, dass die SPD-Spitze zu diesem Programm sozialer Kälte ihre Zustimmung gibt. Offensichtlich hat sich die Sozialdemokratie der Union vollkommen ausgeliefert."

Linken-Chefin Schwerdtner warf der Koalition vor, Politik auf Kosten der Schwächsten zu betreiben. "Bevor man bei den Ärmsten spart, sollte die Regierung besser nach oben gucken und schauen, welche starken Schultern mehr tragen können", sagte Schwerdtner der "Rheinischen Post".

"Viele der Bürgergeldbezieher würden lieber heute als morgen arbeiten, jedoch können sie oft nicht, weil sie keine Kita für ihre Kinder finden oder Qualifikationen und Deutschkenntnisse nicht ausreichend sind", sagte Schwerdtner weiter. Sie sprach von "ekelhafter Sündenbock-Politik auf Kosten der Ärmsten".

Auf Kritik stieß die Einigung auch bei Sozialverbänden. "Es kann nicht wahr sein, dass der Bundesregierung angesichts all der Krisen, die wir erleben, nichts Besseres einfällt, als schon wieder am Sozialstaat zu sägen", erklärte Arbeiterwohlfahrt-Präsident Michael Groß. "Millionen von Familien" würden durch die Pläne bestraft. "In krisenhaften Zeiten muss Zusammenhalt organisiert werden - dafür wären Investitionen in Arbeitsmarktintegration, gute Betreuung und Pflege der richtige Weg."

Das Kinderhilfswerk warnte vor Sanktionen für Familien mit Kindern. Es dürfe "keine Mithaftung von Kindern für ihre Eltern geben", erklärte Bundesgeschäftsführer Holger Hofmann. "Jede Kürzung ist eine ungerechtfertigte, außergewöhnliche Härte für die Kinder und verstößt gegen das in der UN-Kinderrechtskonvention normierte Recht auf soziale Sicherheit und angemessene Lebensbedingungen." Je länger Kinder in Armut aufwachsen müssten und unter Teilhabe- und Bildungsverlusten litten, "desto weitreichender sind die Langzeitfolgen für ihre Entwicklung und beruflichen Perspektiven", betonte Hofmann.

D.Bruno--PV

Empfohlen

Butterpreis sinkt weiter - 250 Gramm bei Lidl und Norma für 99 Cent

Die Discounter Lidl und Norma haben den Butterpreis weiter gesenkt - auf unter einen Euro. Bei Lidl werden für ein Paket Butter zu 250 Gramm der Eigenmarke Milbona seit Freitag 0,99 Euro statt wie zuvor 1,19 Euro fällig, wie der Lebensmittelhändler am Freitagabend mitteilte. Norma kündigte am Samstag denselben Preisschritt für Butter seiner Eigenmarke Landfein an.

"Ganz neues System": Arbeitsministerin Bas für grundlegende Rentenreform

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hat sich für eine grundlegende Rentenreform ausgesprochen. "Es wird nicht reichen, nur an zwei Schräubchen zu drehen, sondern wir brauchen ein ganz neues System", sagte Bas am Freitagabend in den ARD-"Tagesthemen". Es müssten "alle Vorschläge auf den Tisch", vom Renteneintrittsalter bis zum Kreis der Einzahlenden.

Mangelnde Transparenz: EU verhängt Millionenstrafe gegen X

Ungeachtet von Warnungen aus dem Weißen Haus hat die EU-Kommission gegen die Onlineplattform X eine Geldbuße von 120 Millionen Euro verhängt. Die Brüsseler Behörde begründete dies am Freitag mit mangelnder Transparenz bei Werbung und Nutzerkonten auf der Plattform von Tech-Milliardär Elon Musk. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump warf der EU "Zensur" vor.

USA: Nicht mehr alle Neugeborene sollen gegen Hepatitis B geimpft werden

Unter US-Präsident Donald Trump eingesetzte Experten haben für eine Kehrtwende bei Impfungen von Säuglingen plädiert. Die Impfkommission empfahl am Freitag, Neugeborene in den USA nicht mehr grundsätzlich gegen Hepatitis B zu immunisieren. Dabei handelt es sich um eine Leberentzündung, die im schlimmsten Fall bei Kindern zum Tod führen kann. Kinderarzt-Vertreter kritisierten die neue Vorgabe als "unverantwortlich".

Textgröße ändern: