Pallade Veneta - Zweiter Durchgang von Kanzlerwahl im Bundestag begonnen

Zweiter Durchgang von Kanzlerwahl im Bundestag begonnen


Zweiter Durchgang von Kanzlerwahl im Bundestag begonnen
Zweiter Durchgang von Kanzlerwahl im Bundestag begonnen / Foto: RALF HIRSCHBERGER - AFP

Im Bundestag hat am Dienstagnachmittag der zweite Durchgang der Wahl von CDU-Chef Friedrich Merz zum Bundeskanzler begonnen. Das Parlament nahm dazu nach einer mehrstündigen Unterbrechung seine Sitzung wieder auf. In der Pause hatten die Fraktionen über das weitere Vorgehen nach dem überraschenden Scheitern des ersten Wahlgangs beraten. Dabei ging es auch um die juristische Prüfung der Frage, ob noch am Dienstag kurzfristig ein zweiter Durchgang angesetzt werden konnte.

Textgröße ändern:

Ein entsprechender Antrag auf Fristverkürzung erreichte bei Wiederaufnahme der Sitzung die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Der Antrag war gemeinsam von Union, SPD, Grünen und Linken eingebracht worden. "Es geht um die Handlungsfähigkeit des Staates", sagte Unions-Parlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) zur Begründung. "Deutschland braucht eine Regierung."

Die scheidende SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja Mast appellierte an die Abgeordneten, mit der Wahl von Merz zum Kanzler eine stabile Regierung zu ermöglichen. "Es geht für uns darum, dieser Verantwortung gerecht zu werden - und diese Verantwortung ist groß. Sie ist größer als jeder einzelne Abgeordnete, der hier im Haus sitzt."

Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin Irene Mihalic sagte die Zustimmung ihrer Fraktion zur Abhaltung des zweiten Wahlgangs zu. Dies dürften Union und SPD aber "nicht mit einer Zustimmung zu ihrer Politik verwechseln", betonte Mihalic. Es sei ein "historischer Moment, weil Sie als CDU, CSU und SPD, die miteinander einen Koalitionsvertrag vereinbart haben, nicht in der Lage waren, die notwendige Mehrheit für ihren Kanzlerkandidaten hier im Parlament zu bekommen".

Linken-Geschäftsführer Christian Görke sprach von einer "krachende Niederlage" für Merz, aber auch für SPD-Chef Lars Klingbeil. Dies sei die Quittung für einen "wirklich schlechten Koalitionsvertrag". Die Linke stimme dem zweiten Wahlgang zu, weil sie "Klarheit" wolle "in der Sache, wie es mit diesem Land weiter geht".

Auch der parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Bernd Baumann, sagte die Zustimmung seiner Fraktion zu der Fristverkürzung für den zweiten Wahlgang zu. Die Ankündigung verband der AfD-Politiker mit scharfer Kritik an Merz. "Diese Regierung beginnt in äußerster Instabilität", so Baumann. "Die eigenen Abgeordneten verweigerten ihm die Gefolgschaft", sagte er mit Blick auf Merz.

Merz hatte bei der geheimen Abstimmung im ersten Anlauf nur 310 Stimmen und damit sechs weniger als nötig erhalten. Union und SPD haben zusammen im Bundestag eigentlich 328 Abgeordnete. Damit scheiterte zum ersten Mal in der bundesdeutschen Geschichte ein Kanzlerkandidat im ersten Wahlgang.

Sollte der CDU-Chef im zweiten Anlauf die nötige Mehrheit der Stimmen erhalten, wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihn auf Schloss Bellevue zum zehnten deutschen Bundeskanzler ernennen. Mit der Entgegennahme der Ernennungsurkunde geht die Amtsgewalt auf den neuen Kanzler über. Die ursprünglich für den Vormittag angesetzte Ernennung wurde verschoben.

Nach der Ernennung muss Merz dann im Bundestag seinen Amtseid ablegen. Dies war einer vorläufigen Planung des Parlaments zufolge für 18.15 Uhr angedacht. Zudem müssen noch die Kabinettsmitglieder von Steinmeier ernannt und im Bundestag vereidigt werden, dies war gegen 19.50 Uhr geplant.

O.Mucciarone--PV

Empfohlen

Medienberichte: Tiktok unterzeichnet Vereinbarung zur Gründung von US-Joint-Venture

Die Videoplattform Tiktok hat Medienberichten zufolge eine Vereinbarung zur Gründung eines Joint Ventures unterzeichnet, was dem Unternehmen die Fortsetzung des Betriebs in den USA ermöglichen soll. Bloomberg und Axios berichteten am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf ein Memo, dass Tiktok-Chef Shou Chew den Mitarbeitern mitgeteilt habe, dass Tiktok und sein chinesischer Eigentümer Bytedance dem Schritt zugestimmt hätten.

Britische Regierung ernennt neuen Botschafter in den USA

Die britische Regierung hat den ranghohen Diplomaten Christian Turner als neuen Botschafter in den USA ernannt. "Großbritannien und die USA haben eine sehr besondere Beziehung und Christians umfangreiche Erfahrung als herausragender Diplomat wird diese einzigartig enge Verbindung stärken und sicherstellen, dass sie weiterhin gedeiht", erklärte der britische Premierminister Keir Starmer am Donnerstag. Turners Vorgänger Peter Mandelson war im September wegen Enthüllungen über seine Freundschaft zu dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein abgesetzt worden.

Von der Leyen verschiebt Mercosur-Abkommen: Unterzeichnung frühestens im Januar

Das EU-Handelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten kommt frühestens im Januar. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verschob die Unterzeichnung nach Angaben ihrer Sprecherin beim EU-Gipfel am Donnerstag auf das kommende Jahr. Die EU und Brasilien planen einen Termin Anfang oder Mitte Januar, das Datum steht aber noch nicht fest. Die deutsche Bundesregierung zeigte sich optimistisch, dass der Abschluss dann gelingt.

Bundestag lehnt BSW-Forderung nach Neuauszählung von Wahl ab

Mit seiner Forderung nach einer Neuauszählung der Bundestagswahl hat das BSW weiter keinen Erfolg: Entsprechende Wahl-Einsprüche der Partei lehnte der Bundestag am Donnerstag ab. Der Wahlprüfungsausschuss des Parlaments hatte bereits vor zwei Wochen eine Ablehnung empfohlen, dieser Empfehlung folgte das Plenum. Die Partei spricht von "einem Skandal" und will nun vor dem Bundesverfassungsgericht klagen.

Textgröße ändern: