Pallade Veneta - Zerstörte Energieanlagen: Kiew setzt für Winter auf Gas-Importe aus Griechenland

Zerstörte Energieanlagen: Kiew setzt für Winter auf Gas-Importe aus Griechenland


Zerstörte Energieanlagen: Kiew setzt für Winter auf Gas-Importe aus Griechenland
Zerstörte Energieanlagen: Kiew setzt für Winter auf Gas-Importe aus Griechenland / Foto: Angelos Tzortzinis - AFP

Die Ukraine setzt angesichts ihrer von Russland zerstörten Energieanlagen auf Gas-Importe aus Griechenland. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj traf am Sonntag zu Gesprächen über Gaslieferungen an sein Land in Athen ein. Zuvor hatte er eine "Umstrukturierung" in dem von einem Korruptionsskandal erschütterten Energiesektor seines Landes angekündigt. Derweil wurden bei neuen russischen Angriffen in der Ukraine mindestens vier Menschen getötet. Die Ukraine meldete einen Angriff auf eine russische Ölanlage nahe Moskau.

Textgröße ändern:

In der griechischen Hauptstadt traf Selenskyj zu Gesprächen mit Regierungschef Kyriakos Mitsotakis zusammen. Das staatliche griechische Gasunternehmen Depa und ihr ukrainisches Pendant Naftogas gaben anlässlich des Treffens die Unterzeichnung einer Absichtserklärung bekannt. Demnach wird Griechenland "für den Winterzeitraum von Dezember 2025 bis März 2026" Flüssigerdgas aus den USA an die Ukraine liefern.

Die Vereinbarung zwischen Kiew und Athen sei "ein wichtiger Schritt zur Stärkung der regionalen Zusammenarbeit im Energiebereich und der europäischen Energiesicherheit", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Unternehmen. Ziel sei es, die Ukraine "in einem schwierigen Winter zu unterstützen".

Bei der Unterzeichnung war neben Mitsotakis und Selenskyj auch die neue US-Botschafterin in Griechenland, Kimberly Guilfoyle, anwesend. Guilfoyle besuchte Selenskyj am Sonntag in der ukrainischen Botschaft in Athen, wie der staatliche Sender ERT News berichtete.

Gas ist die wichtigste Heizenergiequelle der Ukraine. Mit dem Gas aus Griechenland soll die Ukraine besser durch den Winter kommen. Mitsotakis sprach von einer "entscheidenden neuen Dimension" in den bilateralen Beziehungen und einen "bedeutenden Schritt hin zur endgültigen Energieunabhängigkeit von russischem Gas". Ihm zufolge fließt das Gas über einen "Energiekorridor" vom nordöstlichen Hafen Alexandroupolis aus in Richtung Ukraine.

Mitsotakis sicherte der Ukraine laut einer gemeinsamen Erklärung zudem Griechenlands Unterstützung für den Wiederaufbau nach dem Krieg und die Vertiefung der Zusammenarbeit bei Sicherheit und Verteidigung zu.

Selenskyj bedankte sich auch bei US-Präsident Donald Trump "für die Tatsache, dass wir nicht nur Erdgas aus Griechenland, sondern auch über Griechenland beziehen können". Der ukrainische Staatschef betonte, dass der bevorstehende Winter "eine immense Herausforderung (...) für das ukrainische Volk" sei. Die Vereinbarung mit Griechenland sei daher "ein wichtiger Teil des umfangreichen Energiepakets, das wir für diesen Winter vorbereitet haben".

Laut Selenskyj hat Kiew Finanzierungsvereinbarungen über Gasimporte im Wert von "fast zwei Milliarden Euro" abgeschlossen, um die Produktionsausfälle infolge der russischen Angriffe auszugleichen. Diese Summe kommt demnach von der ukrainischen Regierung, europäischen Banken unter der Garantie der Europäischen Kommission, ukrainischen Banken sowie von Norwegen.

Die griechische Hauptstadt bildet den Auftakt einer Europareise, die Selenskyj anschließend nach Frankreich und Spanien führt. Themen in allen drei Hauptstädten werden die Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg, weitere Waffenlieferungen des Westens sowie die Energieversorgung der Ukraine sein.

Russland griff zuletzt massiv Energieversorgungs- und Produktionsanlagen in der Ukraine an. Nach Angaben Kiews startete Moskau im vergangenen Monat die schwersten Bombenangriffe gegen ukrainische Gasanlagen seit Beginn der russischen Invasion 2022. Dadurch seien rund 60 Prozent der Produktion lahmgelegt worden.

Umso empörter reagierten die Menschen in der Ukraine auf den jüngsten Korruptionsskandal im Energiesektor des Landes, in dessen Zentrum der Kernkraftwerksbetreiber Enerhoatom und ein Vertrauter Selenskyjs, Timur Minditsch, stehen. Das ukrainische Antikorruptionsbüro (Nabu) hatte Anfang der Woche nach eigenen Angaben ein "kriminelles System" aufgedeckt, das zur Veruntreuung von umgerechnet etwa 86 Millionen Euro geführt habe.

Nachdem die Minister für Justiz und Energie im Zuge der Affäre zurückgetreten waren, kündigte Selenskyj am Samstag eine "Umstrukturierung der wichtigsten staatlichen Unternehmen im Energiesektor" an. Innerhalb einer Woche soll demnach ein neuer Aufsichtsrat bei Enerhoatom eingesetzt werden. Auch werde eine "umfassende Prüfung" der finanziellen Aktivitäten von ebenfalls betroffenen staatlichen Energieunternehmen vorgenommen, darunter der Betreiber der Wasserkraftwerke des Landes und die Unternehmen für Gasförderung und -transport.

Derweil meldete Russland am Sonntag die Eroberung von zwei weiteren Ortschaften im Süden der Ukraine. Am Vortag hatte die ukrainische Armee nach eigenen Angaben eine russische Ölraffinerie nahe Moskau angegriffen. Behörden im Süden der Ukraine teilten unterdessen mit, dass bei russischen Angriffen am Samstag mindestens vier Menschen getötet worden seien.

F.Dodaro--PV

Empfohlen

BSW gibt sich bei Parteitag neuen Namen - ohne Wagenknecht

Das BSW bekommt einen neuen Namen: Aus Bündnis Sahra Wagenknecht wird Bündnis Soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftliche Vernunft. Die Delegierten stimmten am Samstag mehrheitlich für einen entsprechenden Antrag des Parteivorstands. Das Parteikürzel bleibt damit gleich. Zwei andere Anträge mit alternativen Namensvorschlägen - Bürger schaffen Wandel sowie Bündnis Sozialer Weg - bekamen keine Mehrheit.

BSW-Gründerin Wagenknecht: "Sind in schwierigster Phase unserer Parteigeschichte"

BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht sieht ihre Partei gerade in der Krise. "Wir sind in der bisher schwierigsten Phase unserer Parteigeschichte", sagte Wagenknecht am Samstag beim Bundesparteitag in Magdeburg. Das BSW durchlebe "gerade kritische Zeiten". Parteineugründungen hätten es in der Bundesregierung schwer, betonte die 56-Jährige. "Dass wir auf unserem Weg Fehler gemacht haben, war kaum vermeidbar."

Merz zu Beginn von Nahost-Reise in Jordanien eingetroffen

Zum Auftakt seiner ersten Nahost-Reise seit Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Jordanien eingetroffen. Der jordanische König Abdullah II. empfing den Kanzler am Samstag in seiner privaten Residenz in der Hafenstadt Akaba am Roten Meer zu einem Gespräch unter vier Augen. Später sollte ein Abendessen in größerem Kreis folgen. Noch am Abend wollte Merz weiter nach Jerusalem reisen, wo ein Treffen mit Israels Präsident Isaac Herzog auf dem Programm stand.

BSW entscheidet bei Bundesparteitag in Magdeburg über Nachfolge von Wagenknecht

Neuer Name und neue Führung - das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will bei seinem dritten Bundesparteitag grundlegende Beschlüsse treffen. Es stünden "wichtige Entscheidungen für unsere immer noch junge Partei an", sagte Generalsekretär Christian Leye am Samstag in Magdeburg zu Beginn des zweitägigen Kongresses. Parteigründerin Sahra Wagenknecht kandidiert nicht mehr für den Parteivorsitz, ihr nachfolgen soll der EU-Abgeordnete Fabio de Masi.

Textgröße ändern: