Pallade Veneta - Industrie gegen Verbot ewiger Chemikalien - Klimaziele in Gefahr

Industrie gegen Verbot ewiger Chemikalien - Klimaziele in Gefahr


Industrie gegen Verbot ewiger Chemikalien - Klimaziele in Gefahr
Industrie gegen Verbot ewiger Chemikalien - Klimaziele in Gefahr / Foto: Bertrand GUAY - AFP

Drei große deutsche Industrieverbände warnen vor einem umfassenden Verbot sogenannter ewiger Chemikalien. Ohne diese per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) ließen sich die Schlüsseltechnologien der Transformation zur Klimaneutralität nicht produzieren, erklärten sie am Donnerstag. Ohne PFAS "kein Windrad, kein Energiespeicher, kein E-Auto". Ein pauschales Verbot gefährde die Klimaziele der Europäischen Union.

Textgröße ändern:

Die EU-Kommission arbeitet aktuell an einer Regelung für ein Verbot von rund 10.000 ewigen Chemikalien, die in der Natur extrem langlebig sind. Das Verbot hatten Anfang des Jahres Deutschland und vier weitere Staaten gefordert.

Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass PFAS Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben oder zu Entwicklungsverzögerungen bei Kindern führen können. Auch ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten wird angeführt. Mit einer Umsetzung des Verbots wird frühestens 2026 gerechnet.

Die drei Verbände - der VDA für die Autoindustrie, der ZVEI für die Elektro- und Digitalindustrie sowie der VDMA für den Maschinen- und Anlagenbau - erklärten nun, viele PFAS seien "aktuell unverzichtbar". Lithium-Ionen-Batterien oder Wasserstofftechnologien seien "dringend" auf PFAS angewiesen.

Sie plädierten für eine "differenzierte Betrachtung": Die Stoffe, für die es aktuell noch keinen Ersatz gebe und solche, von denen kein Risiko für Mensch und Umwelt ausgehe, sollten der Industrie weiterhin zur Verfügung stehen. PFAS, von denen Risiken für Mensch und Umwelt ausgehen, sollten kontinuierlich ersetzt werden. Das sei bereits heute "gängige Praxis".

VDA-Präsidentin Hildegard Müller erklärte, das geplante pauschale PFAS-Verbot drohe, "zum Klimaschutz-Boomerang zu werden". Mit einer differenzierten Betrachtung dieser riesigen Stoffgruppe hingegen ließen sich Klima-, Umwelt und Gesundheitsschutz zusammenführen. VDMA-Präsident Karl Haeusgen argumentierte, viele PFAS seien "tief im Inneren von Maschinen verbaut und haben keinen direkten Kontakt mit der Umwelt".

Schätzungen zufolge werden in den kommenden 30 Jahren mindestens 4,4 Millionen Tonnen PFAS in die Umwelt gelangen, wenn es keine Regelung für die risikoreichen Chemikalien gibt, wie es Anfang des Jahres im EU-Vorschlag für ein Verbot der Stoffe hieß. Unternehmen soll je nach Verwendungszweck und Verfügbarkeit zwischen anderthalb und zwölf Jahren Zeit gegeben werden, um auf alternative Stoffe umzustellen.

Z.Ottaviano--PV

Empfohlen

Gentechnik: Agrarindustrie begrüßt EU-Einigung - Kritik von Umweltschützern

Die geplante Lockerung der EU-Regeln für Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen stößt in Deutschland auf ein geteiltes Echo. Während der Industrieverband Agrar die in der Nacht zu Donnerstag erzielte Einigung der EU-Verhandler zu sogenannten Neuen Genomischen Techniken (NGT) als "wichtiges Signal" für die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft begrüßte, äußerten Umwelt- und Verbraucherschützer deutliche Kritik.

Schweizer lehnen neue Dienstpflicht und Reichensteuer mit deutlicher Mehrheit ab

Die Schweizer haben sich in zwei Volksentscheiden jeweils mit deutlicher Mehrheit gegen eine allgemeine Dienstpflicht statt der bisherigen Wehrpflicht und eine Klima-Erbschaftsteuer für den reichsten Teil der Bevölkerung ausgesprochen. Wie aus am Sonntag nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Hochrechnungen der Rundfunkanstalt SRG hervorging, lehnten 84 Prozent der Teilnehmenden die Dienstpflicht und 79 Prozent die Klima-Erbschaftsteuer ab.

Grüne schärfen Profil bei Klima und Energie - mehr Solidarität für Ukraine gefordert

Die Schärfung des Profils der Grünen in zentralen Fragen wie Klimaschutz und Energie hat den Bundesparteitag in Hannover geprägt. Dabei ging es besonders darum, gleichermaßen gegen die Erderwärmung und für mehr soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. In einem außenpolitischen Beschluss forderten die Grünen am Wochenende mehr militärische und politische Unterstützung für die Ukraine. Betonte wurde zudem die Notwendigkeit der Anerkennung eines Staates Palästina.

Grünen-Chef Banaszak fordert sozial gerechteren Klimaschutz

Grünen-Parteichef Felix Banaszak hat dazu aufgerufen, Klimaschutz sozial gerechter auszugestalten. Es sei falsch, den ökologischen Anspruch nach unten korrigieren, "aber der soziale Anspruch, der muss hoch", sagte Banaszak am Samstag auf dem Bundesparteitag in Hannover. Es gehe darum, Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung für eine "Mitmach-Ökologie" zu gewinnen.

Textgröße ändern: