Pallade Veneta - Scharfe Kritik an angekündigter Klage Bayerns gegen Länderfinanzausgleich

Scharfe Kritik an angekündigter Klage Bayerns gegen Länderfinanzausgleich


Scharfe Kritik an angekündigter Klage Bayerns gegen Länderfinanzausgleich
Scharfe Kritik an angekündigter Klage Bayerns gegen Länderfinanzausgleich / Foto: Tobias SCHWARZ - AFP/Archiv

Die von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigte Verfassungsklage gegen den Länderfinanzausgleich stößt in der Ampel-Koalition auf scharfe Kritik. "Das Pöbeln gegen den Länderfinanzausgleich ist reine Wahlkampf-Folklore", sagte der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Schrodi, am Sonntagabend der Zeitung "Welt". Söder hatte am Wochenende angekündigt, noch im ersten Halbjahr beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen den Verteilmechanismus unter den Bundesländern einreichen zu wollen.

Textgröße ändern:

Der SPD-Politiker Schrodi verwies darauf, dass Söder den Länderfinanzausgleich "vor der letzten bayerischen Landtagswahl federführend verhandelt und als großen Wurf bezeichnet" habe. Jetzt, da wieder Wahlen anstünden, drohe der Ministerpräsident mit einer Klage.

Die Grünen-Finanzpolitikerin Katharina Beck warf dem CSU-Vorsitzenden "übertriebene Selbstbezogenheit" vor. "Durch diese Krise kommen wir nur gemeinsam", betonte die Bundestagsabgeordnete. Alle Länder profitierten auf ihre Weise von dem Bündnis mit den anderen, "Bayern beispielsweise durch bundeseinheitliche Strompreise, die die verfehlte Energiepolitik der CSU ausgleichen".

FDP-Bundestagsfraktionsvize Christoph Meyer verwies darauf, dass der Finanzausgleich auch mit Stimmen der CSU verabschiedet worden sei. "Es zeigt sich einmal mehr, dass die CSU auch in zentralen Fragen einen sehr begrenzten, fast schizophrenen Horizont hat", sagte Meyer.

Der finanzpolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Christian Görke, sagte der "Welt": "Auch nach der letzten Änderung des Länderfinanzausgleichs bleibt die Finanzkraft Bayerns bei 108 Prozent, also acht Prozent über dem Länder-Durchschnittswert." Der frühere Finanzminister von Brandenburg fügte hinzu: "Wer das in der politischen Debatte verschweigt oder verändern will, ist nicht nur unredlich und unsolidarisch, sondern legt die Axt an die Angleichung der Lebensbedingungen in den ostdeutschen Ländern an."

Bayern hatte bereits 1999 und 2013 gegen den Länderfinanzausgleich geklagt. Die Klage von 2013 wurde zusammen mit Hessen auf den Weg gebracht; 2017 wurde sie von den beiden Ländern nach Verhandlungen wieder zurückgezogen.

Söder hatte in der "Bild am Sonntag" gesagt: "Noch im ersten Halbjahr werden wir eine Klage gegen den Länderfinanzausgleich einreichen. Es ist einfach nur noch unfair und ungerecht." Der bayerische Ministerpräsident sprach von einer "Schmerzgrenze", die erreicht sei. Bayern zahle derzeit fast zehn Milliarden Euro Länderfinanzausgleich. Söder betonte, Bayern wolle "den Länderfinanzausgleich nicht abschaffen, aber reformieren und die bayerischen Steuerzahler entlasten".

Laut Söder bekam Bayern bis in die Achtzigerjahre insgesamt 3,4 Milliarden Euro aus dem Länderfinanzausgleich, zahlte seitdem an andere Bundesländer aber insgesamt weit über 100 Milliarden Euro.

H.Lagomarsino--PV

Empfohlen

Minister Frei sieht Einigung mit SPD über Bürgergeldreform - Beschluss am Mittwoch

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) sieht die Bedenken der Union gegen den Gesetzentwurf aus dem SPD-geführten Bundesarbeitsministerium zur Bürgergeldreform ausgeräumt. "Wir haben uns über alle offenen Punkte verständigen können", sagte Frei am Montag nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstands in Berlin. Er gehe davon aus, dass die Reform am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden könne.

Verbrenner-Aus: Brüssel legt Dienstag Vorschläge vor - Ökonomen gegen Lockerung

Die EU-Kommission will wie geplant am Dienstag ihre Vorschläge für eine Überarbeitung der CO2-Vorgaben für Neuwagen vorlegen. Erwartet wurde eine deutliche Lockerung der als "Verbrenner-Aus" bekannten Regelungen. Führende Ökonominnen und Ökonomen kritisierten diesen Kurs am Montag scharf. Der Beratungsfirma EY zufolge könnte sich das weitere Festhalten am Verbrenner jedoch auch auszahlen.

Deutsche Nordsee-Fischer dürfen 2026 weniger Hering und Kabeljau fangen

Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr weniger Hering, Kabeljau und Seelachs fangen. Die erlaubten Fangmengen sinken nach einer Vereinbarung der EU mit Norwegen und Großbritannien deutlich, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Montag mitteilte. Wissenschaftler warnen seit Jahren, dass die Arten durch Überfischung und die Folgen des Klimawandels bedroht werden.

Trotz Protest Frankreichs: Brüssel will Mercosur-Abkommen dieses Jahr abschließen

Die EU-Kommission bleibt bei ihren Plänen für einen Abschluss des Handelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten noch in diesem Jahr - trotz anhaltender Proteste aus Frankreich. "Die Kommission erwartet weiter, das EU-Mercosur-Abkommen bis Ende 2025 zu unterzeichnen", teilte ein Kommissionssprecher am Montag mit. Die Bundesregierung hält den raschen Abschluss für "dringend notwendig" und hofft auf die nötige Mehrheit der EU-Staaten.

Textgröße ändern: