Pallade Veneta - Institute rechnen 2023 mit BIP-Wachstum von 0,3 Prozent und hoher Inflation

Institute rechnen 2023 mit BIP-Wachstum von 0,3 Prozent und hoher Inflation


Institute rechnen 2023 mit BIP-Wachstum von 0,3 Prozent und hoher Inflation
Institute rechnen 2023 mit BIP-Wachstum von 0,3 Prozent und hoher Inflation / Foto: Christof STACHE - AFP

Die befürchtete Energiekrise in Europa ist im milden Winter ausgeblieben und weltweit entspannen sich die Lieferketten: Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute des Landes haben daher ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr auf ein Wachstum von 0,3 Prozent angehoben. Die Inflation dürfte indes nur langsam zurückgehen und 2023 im Schnitt 6,0 Prozent betragen, heißt es in der am Mittwoch vorgestellten Gemeinschaftsdiagnose der Institute.

Textgröße ändern:

Vor allem das Verarbeitende Gewerbe werde in den kommenden Quartalen "zur Konjunkturstütze werden", da es unmittelbar von besseren Lieferketten und sinkenden Energiepreisen profitiere, heißt es in der Frühjahrsprognose. So könnten die Unternehmen ihre Aufträge abarbeiten. Die Bauwirtschaft werde die Entwicklung hingegen bremsen, denn gestiegene Zinsen bremsten dort die Nachfrage. Die Realeinkommen dürften im Jahresverlauf wieder zunehmen und die daraus entstehende Kaufkraft die Konjunktur stützen.

Während die Institute im Herbst noch von einem Rückgang der Wirtschaft um 0,4 Prozent ausgegangen waren, erwarten sie nun ein leichtes Wachstum. Im kommenden Jahr dürfte die Konjunktur dann um 1,5 Prozent zulegen.

Eine deutliche Entspannung bei der Inflation erwarten die Forscher indes erst im kommenden Jahr - dann könnte die Teuerung im Schnitt 2,4 Prozent betragen. Für dieses Jahr rechnen die Institute zunächst noch mit hohen 6,0 Prozent Inflation, denn der "Nachfragesog" werde vorerst "kaum geringer werden". Grund seien staatliche Entlastungsmaßnahmen und absehbar hohe Lohnsteigerungen.

Die Forschenden machten allerdings auch mehrere Risiken aus. Zwar hätten die Menschen diesmal von einem "ausgesprochen milden Winter" profitiert und die Großhandelspreise für Erdgas und Strom seien zuletzt deutlich gesunken, sagte etwa Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Geopolitische Spannungen und kalte Temperaturen könnten aber jederzeit wieder Preissprünge auslösen. Die Gefahr einer Mangellage im kommenden Winter bestehe immer noch.

Außerdem könnte sich die Unruhe im internationalen Finanzsektor auf Kreditinstitute in Deutschland ausweiten und diese wiederum ihre Kredite aus Vorsicht zurückfahren, was dann die Wachstumsdynamik beeinflusst, warnten die Forscher. Unklar sei außerdem, wie die Haushalte auf die anhaltend hohen Preise reagieren - ob sie eher sparen oder ihre Ersparnisse aus der Corona-Zeit ausgeben.

Was den Arbeitsmarkt betrifft, so zeichneten die Forscher ein optimistisches Bild und sehen dabei die Beschäftigten am längeren Hebel. "Massenarbeitslosigkeit ist nicht das Problem, sondern eine sich verschärfende Lage der Arbeitsknappheit", sagte etwa Stefan Kooths vom IfW Kiel. Daher werde es wohl kräftige Lohnzuwächse geben und Arbeitgeber dürften künftig stärker gezwungen sein, auf die Wünsche der Arbeitnehmer einzugehen, um attraktiv zu bleiben.

Die Institute rechnen daher mit einer Zunahme der Erwerbstätigen von 45,6 Millionen im Jahr 2022 auf 45,9 Millionen in diesem und 46,0 Millionen im kommenden Jahr. Wegen der ukrainischen Geflüchteten werde die Zahl der Arbeitslosen zwar in diesem Jahr vorübergehend auf 2,48 Millionen steigen, im kommenden Jahr dann allerdings wieder sinken.

Erstellt wurde die Prognose vom Münchner Ifo-Institut, dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle, dem Kiel Institut für Weltwirtschaft und dem RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Das kooperierende Wiener Institut für Höhere Studien gab eine Einschätzung zur Weltwirtschaft ab. Das Gutachten dient der Bundesregierung als Grundlage für ihre eigene Prognose.

N.Tartaglione--PV

Empfohlen

Russisches Gericht verurteilt Raiffeisen Bank International zu Ausgleichszahlung

Ein russisches Gericht hat die weiterhin in Russland aktive österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) zu einer Ausgleichszahlung in Höhe von 339 Millionen Euro für die durch europäische Sanktionen verursachten Verluste des russischen Unternehmens Rasperia verurteilt. Die Summe entspreche den in Österreich eingefrorenen Vermögenswerten, erklärte RBI am Donnerstag. Die Bank kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

Mercosur-Abkommen: Aufschub auf kommendes Jahr möglich

Die Unterzeichnung eines EU-Freihandelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten könnte auf das kommende Jahr verschoben werden. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zeigte sich am Donnerstag bereit, der in der Frage zerstrittenen EU auf Wunsch Italiens weitere Bedenkzeit einzuräumen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) warb beim EU-Gipfel in Brüssel für einen raschen Abschluss, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zementierte hingegen seine Ablehnung. In Brüssel demonstrierten derweil tausende Landwirte.

Korruptionsverdacht: Durchsuchung bei französischer Kulturministerin Dati

Die französische Kulturministerin Rachida Dati ist erneut im Visier der Justiz: Ermittler durchsuchten am Donnerstag ihre Wohnung, das Kulturministerium und das Rathaus eines Pariser Viertels, wo sie Bezirksbürgermeisterin ist. Anlass dafür sei der Verdacht auf Korruption, Veruntreuung öffentlicher Gelder und Geldwäsche, teilte die Finanzstaatsanwaltschaft mit.

Verbraucherschützer fordern EU-weit mehr Transparenz bei Mogelpackungen

Ob Produkte mit weniger Inhalt oder Änderungen an der Rezeptur - versteckte Preiserhöhungen durch Mogelpackungen führen nach Auffassung von Verbraucherschützern dazu, dass Kundinnen und Kunden weniger für ihr Geld bekommen. Nötig sei deshalb "eine EU-weite Lösung, wie Mogelpackungen gekennzeichnet werden können", forderte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) am Donnerstag. Der Handelsverband Deutschland verwies hingegen auf die Lebensmittelindustrie, das Problem sei dort fehlender Wettbewerb.

Textgröße ändern: