Pallade Veneta - Nach Trumps "Pause" im Zollkonflikt: EU setzt Gegenzölle auf US-Waren für 90 Tage aus

Nach Trumps "Pause" im Zollkonflikt: EU setzt Gegenzölle auf US-Waren für 90 Tage aus


Nach Trumps "Pause" im Zollkonflikt: EU setzt Gegenzölle auf US-Waren für 90 Tage aus
Nach Trumps "Pause" im Zollkonflikt: EU setzt Gegenzölle auf US-Waren für 90 Tage aus / Foto: Nicolas TUCAT - AFP

Nach dem Zurückrudern von US-Präsident Donald Trump bei seinen Zöllen für die meisten Länder der Welt hat die EU ihre Gegenaufschläge auf US-Produkte vorerst ausgesetzt. Die erst am Mittwoch von den EU-Ländern abgesegneten Vergeltungszölle würden "für 90 Tage ausgesetzt", teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag mit. Die EU will nun verhandeln. Auch China rief Trump zu Kompromissen auf. Die Börsen reagierten euphorisch auf die vorläufige Kehrtwende des US-Präsidenten.

Textgröße ändern:

Trump hatte am Mittwoch eine 90-tägige "Pause" im von ihm selbst angezettelten weltweiten Handelsstreit angekündigt. In diesem Zeitraum gelte ein "erheblich reduzierter" Zollsatz von zehn Prozent für die meisten Handelspartner, darunter auch für die EU. Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte sowie Autos werden allerdings weiterhin fällig. Für China erhöhte Trump den Zollsatz gar auf 125 Prozent.

Die EU will in den kommenden drei Monaten nun das Gespräch mit dem US-Präsidenten suchen. "Wir wollen Verhandlungen eine Chance geben", begründete Kommissionschefin von der Leyen ihr Vorgehen. Die Kommission hatte der US-Regierung unter anderem vorgeschlagen, gegenseitig alle Zölle auf zahlreiche Industriegüter und Autos abzuschaffen. Trump hatte das Angebot allerdings ausgeschlagen.

Der EU-Handelskommissar Maros Sefcovic hatte nach Angaben der Kommission am Dienstag zuletzt mit dem US-Handelsminister Howard Lutnick telefoniert. Ein Kommissionssprecher bezweifelte am Donnerstag allerdings, dass Lutnick zu diesem Zeitpunkt von Trumps Plänen für eine "Pause" wusste. Der US-Präsident forderte zuletzt massive Energieimporte seitens der EU, die sich bei Gaslieferungen aber nicht von den USA abghängig machen will.

"Wenn die Verhandlungen nicht zufriedenstellend verlaufen, werden unsere Gegenmaßnahmen in Kraft treten", betonte Kommissionschefin von der Leyen. Die EU-Länder hatten eigentlich am Mittwoch eine Liste von US-Waren abgesegnet, auf die in den kommenden Wochen nach und nach Zölle erhoben werden sollten. Diese will die Kommission nun aussetzen - und im Zweifel wieder in Kraft setzen.

Auf der Liste stehen einige Stahlprodukte, Textilwaren und Schminke sowie Sojabohnen, Rindfleisch und weitere US-Produkte. Damit wollte die EU zunächst auf Trumps Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte reagieren, die bereits seit Mitte März in Kraft sind und weiter gelten. Eine europäische Antwort auf die nun pausierten allgemeinen höheren US-Zölle stand noch aus.

"Die Vorbereitungen für weitere Gegenmaßnahmen gehen weiter", betonte von der Leyen am Donnerstag. Dabei "bleiben alle Optionen auf dem Tisch", erklärte sie. Mehrere EU-Länder hatten sich unter anderem dafür ausgesprochen, ein Vorgehen gegen US-Digitalkonzerne vorzubereiten und damit womöglich weit über reine Vergeltungszölle hinauszugehen.

Von der Leyen hatte die von Trump angekündigte "Pause" bereits begrüßt. "Das ist ein wichtiger Schritt, um die Weltwirtschaft zu stabilisieren", erklärte die Kommissionschefin. Auch Kanadas Regierungschef Mark Carney sprach von einer "willkommenen Atempause für die Weltwirtschaft".

Sowohl Kanada als auch die EU bemühen sich vor dem Hintergrund des Zollstreits mit den USA darum, andere Handelsbeziehungen auszubauen. Kanada müsse "seine Beziehungen zu Handelspartnern vertiefen, die unsere Werte teilen", erklärte Carney. Ähnlich äußerte sich von der Leyen und verwies auf die "Verpflichtung zu einem freien und offenen Handel mit Gütern, Dienstleistungen und Ideen".

Peking forderte Trump am Donnerstag seinerseits zu Kompromissen auf. "Wir hoffen, dass die USA China auf halbem Wege entgegenkommen", sagte die Sprecherin des Handelsministeriums in Peking, He Yongqian. Zugleich bekräftigte sie, dass ihr Land "bis zum Ende kämpfen" werde, sollte kein Kompromiss erreicht werden.

Die Börsen hatten sich nach Trumps Zurückrudern weltweit erholt. Der Deutsche Leitindex Dax sprang zu Handelsbeginn am Donnerstag fast acht Prozent nach oben, auch die Kurse in Paris, London und Asien legten kräftig zu. An der New Yorker Wall Street hatten die wichtigsten Indizes am Mittwoch deutlich im Plus geschlossen.

L.Bufalini--PV

Empfohlen

EZB lässt Leitzins zum vierten Mal in Folge unverändert

Bei der Geldpolitik im Euroraum hält die Europäische Zentralbank (EZB) weiter an ihrem abwartenden Kurs fest. Der zentrale Leitzins bleibt bei unverändert 2,0 Prozent, wie die Zentralbank am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt am Main mitteilte. Bereits bei ihren vorangegangenen Zinsentscheidungen im Juli, im September und Ende Oktober hatte die EZB eine Zinspause eingelegt.

Papst Leo XIV. warnt vor militärischer Nutzung von Künstlicher Intelligenz

Papst Leo XIV. hat sich besorgt über den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im militärischen Bereich geäußert. Durch den anhaltenden technologische Fortschritt und die Nutzung von KI habe sich "die Tragik bewaffneter Konflikte verschärft", erklärte der Papst in seiner ersten Botschaft zum katholischen Weltfriedenstag am 1. Januar, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. "Es zeichnet sich sogar ein Prozess ab, in dem politische und militärische Führungskräfte durch eine zunehmende 'Delegation' von Entscheidungen über Leben und Tod von Menschen ihre Verantwortung an Maschinen abgeben."

Neue Strategie, neue Chefin: BP nominiert US-Managerin Meg O'Neill

Eine neue Chefin soll die neue Strategie des Energiekonzerns BP vorantreiben: Das Unternehmen kündigte am Donnerstag an, dass die US-Ölmanagerin Meg O'Neill ab 1. April die Geschäfte von BP führen wird. Sie war 23 Jahre beim US-Ölkonzern ExxonMobil, derzeit ist sie Chefin von Woodside Energy, Australiens größtem Ölkonzern.

Regeln für Finanzberater: EU-Einigung soll Kleinanleger schützen

Finanzberater in der EU unterliegen künftig strengeren Regeln. Die Unterhändler des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten einigten sich in der Nacht zum Donnerstag auf die Umsetzung der sogenannten Kleinanlegerstrategie. Finanz- und Versicherungsberater müssen demnach sicherstellen, dass die von ihnen angebotenen Produkte den Bedürfnissen ihrer Kunden entsprechen.

Textgröße ändern: